DETAIL TITULU:
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anotace
Die einzelnen Artikel des Wörterbuchs zu sprachlichen Zweifelsfällen lassen sich gut vom Anfang des Buchs bis zum Ende durchlesen. Man hat permanent aha-Erlebnisse (nicht im Wörterbuch lemmatisiert, deshalb vielleicht nicht korrekt geschrieben), weil man über viele Fragen bereits allein oder im Kollegen- und Freundeskreis nachgedacht hat. Oder man gewinnt sogar neue Erkenntnisse.
So z. B. der Unterschied zwischen "bisher" und "seither", wobei letzteres einen deutlich bestimmten Zeitpunkt verlangt, ersteres eine Zeitspanne.
Völlig misslungen ist z. B. die Erklärung zu "beiderseitig/gegenseitig". "‘Beiderseitig‘ bezieht sich auf das Verhältnis zweier Partner zu einer Sache, -gegenseitig‘ bezieht sich auf das Verhältnis zweier Partner zueinander in Bezug auf eine Sache." Das verstehe, wer will.
Der Weisheit Quelle für den Unterschied von "buchen/verbuchen/abbuchen" erschließt sich dem Leser bei der Klärung des Unterschieds von "buchen" und "verbuchen" mit folgender Ausführung natürlich auch nicht: "Sowohl -buchen‘ als auch -verbuchen‘ können im Sinn von -in die Geschäftsbücher eintragen, registrieren‘ verwendet werden. (...) Dabei betont -verbuchen‘ stärker die (Rechts)verbindlichkeit des Vorgangs." Hä?
Amüsant ist der Artikel "blasen", der die Konjugation bespricht, ohne indessen die Semantik auch nur zu streifen. Das Wort ist aufgrund seiner eindeutigen Konnotation heute wohl kaum noch zu verwenden.
"Blondine" wird als Substantiv mit dem Suffix -ine bezeichnet, wobei -ine später nicht lemmatisiert ist.
Dass die Betonung im Deutschen bedeutungsdifferenzierend ist, fällt dem native speaker ohne germanistische Ausbildung auch nicht sofort ein, wobei dann sogar bei den Perfektpartizipien noch unterschiedliche Formen vorliegen können, cf. z. B. dúrchdenken/durchdénken, dúrchziehen/durchzíehen mit den unterschiedlichen Partizipien durchgedacht/durchdacht und durchgezogen/durchzogen.
Die Besprechung von Zweifelsfällen anhand alphabetisch sortierter Wörter wird unterbrochen durch längere Artikel, die sich in die alphabetische Reihenfolge einreihen. "Amerikanismen/Anglizismen", "Ausklammerung" oder "Partikelverben" seien beispielhaft erwähnt. Bei den Partikelverben wird z. B. die Korrektheit von "Das Gericht -aberkannte‘ ihm die bürgerlichen Ehrenrecht". (S. 709) Die Ausklammerung behandelt z. B. "Wir haben dort Urlaub gemacht im letzten Sommer" vs. "Wir haben dort im letzten Sommer Urlaub gemacht", wo es um die Position der Adverbgruppe "im letzten Sommer" im Satz geht.
Das Vorwort bringt ein wenig Theorie zur Entscheidung von sprachlichen Zweifelsfällen. DUDEN ist heutzutage deutlich von dem normativen Anspruch der 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts entfernt und verfolgt eher einen deskriptiven Ansatz. Sprache wird gesehen als System diatopischer (örtlich), diaphasischer (Kontext), diastratischer (Schicht) und diamedialer (gesprochen vs. geschrieben) Varietäten. Der Rückgriff für diese Einordnung "insbesondere" auf E. Coseriu ist m. E. ein wenig dünn. E. Coseriu wirkte in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die mitgelieferte Graphik mit den vier genannten Dimension verleitet gemäß dem Diktum, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, dazu, eine abschließende Sprachbeschreibung zu sehen. Auf der Folgeseite (S. 14) wird die Graphik jedoch als "Grundmodell" bezeichnet; die "Textsorte" beeinflusse, als weiteres Beispiel, auch den Sprachgebrauch. Darüber hinaus findet man in den einzelnen Artikeln auch weitere Kategorien, so z. B. "diachronische" (Zeit) oder "diafrequente" (Häufigkeit).
Mir gefällt der Band "Sprachliche Zweifelsfälle", damit kann man sich einfach in den Sessel oder den Gartenstuhl setzen und die Artikel nach und nach ohne Zeitdruck und hohem Erkenntnisanspruch durchlesen. Als Nachschlagewerk für die oben erwähnten Diskussionen unter Kollegen und Freunden wird man mit dem Buch auch punkten.
So z. B. der Unterschied zwischen "bisher" und "seither", wobei letzteres einen deutlich bestimmten Zeitpunkt verlangt, ersteres eine Zeitspanne.
Völlig misslungen ist z. B. die Erklärung zu "beiderseitig/gegenseitig". "‘Beiderseitig‘ bezieht sich auf das Verhältnis zweier Partner zu einer Sache, -gegenseitig‘ bezieht sich auf das Verhältnis zweier Partner zueinander in Bezug auf eine Sache." Das verstehe, wer will.
Der Weisheit Quelle für den Unterschied von "buchen/verbuchen/abbuchen" erschließt sich dem Leser bei der Klärung des Unterschieds von "buchen" und "verbuchen" mit folgender Ausführung natürlich auch nicht: "Sowohl -buchen‘ als auch -verbuchen‘ können im Sinn von -in die Geschäftsbücher eintragen, registrieren‘ verwendet werden. (...) Dabei betont -verbuchen‘ stärker die (Rechts)verbindlichkeit des Vorgangs." Hä?
Amüsant ist der Artikel "blasen", der die Konjugation bespricht, ohne indessen die Semantik auch nur zu streifen. Das Wort ist aufgrund seiner eindeutigen Konnotation heute wohl kaum noch zu verwenden.
"Blondine" wird als Substantiv mit dem Suffix -ine bezeichnet, wobei -ine später nicht lemmatisiert ist.
Dass die Betonung im Deutschen bedeutungsdifferenzierend ist, fällt dem native speaker ohne germanistische Ausbildung auch nicht sofort ein, wobei dann sogar bei den Perfektpartizipien noch unterschiedliche Formen vorliegen können, cf. z. B. dúrchdenken/durchdénken, dúrchziehen/durchzíehen mit den unterschiedlichen Partizipien durchgedacht/durchdacht und durchgezogen/durchzogen.
Die Besprechung von Zweifelsfällen anhand alphabetisch sortierter Wörter wird unterbrochen durch längere Artikel, die sich in die alphabetische Reihenfolge einreihen. "Amerikanismen/Anglizismen", "Ausklammerung" oder "Partikelverben" seien beispielhaft erwähnt. Bei den Partikelverben wird z. B. die Korrektheit von "Das Gericht -aberkannte‘ ihm die bürgerlichen Ehrenrecht". (S. 709) Die Ausklammerung behandelt z. B. "Wir haben dort Urlaub gemacht im letzten Sommer" vs. "Wir haben dort im letzten Sommer Urlaub gemacht", wo es um die Position der Adverbgruppe "im letzten Sommer" im Satz geht.
Das Vorwort bringt ein wenig Theorie zur Entscheidung von sprachlichen Zweifelsfällen. DUDEN ist heutzutage deutlich von dem normativen Anspruch der 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts entfernt und verfolgt eher einen deskriptiven Ansatz. Sprache wird gesehen als System diatopischer (örtlich), diaphasischer (Kontext), diastratischer (Schicht) und diamedialer (gesprochen vs. geschrieben) Varietäten. Der Rückgriff für diese Einordnung "insbesondere" auf E. Coseriu ist m. E. ein wenig dünn. E. Coseriu wirkte in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die mitgelieferte Graphik mit den vier genannten Dimension verleitet gemäß dem Diktum, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, dazu, eine abschließende Sprachbeschreibung zu sehen. Auf der Folgeseite (S. 14) wird die Graphik jedoch als "Grundmodell" bezeichnet; die "Textsorte" beeinflusse, als weiteres Beispiel, auch den Sprachgebrauch. Darüber hinaus findet man in den einzelnen Artikeln auch weitere Kategorien, so z. B. "diachronische" (Zeit) oder "diafrequente" (Häufigkeit).
Mir gefällt der Band "Sprachliche Zweifelsfälle", damit kann man sich einfach in den Sessel oder den Gartenstuhl setzen und die Artikel nach und nach ohne Zeitdruck und hohem Erkenntnisanspruch durchlesen. Als Nachschlagewerk für die oben erwähnten Diskussionen unter Kollegen und Freunden wird man mit dem Buch auch punkten.